Taiwan 2024 – Donggang und Tainan

Kategorie: Taiwan

Donggang - ein Dorf im Banne des Wang Yeh - 28.09.2024

Schon beim Vorbeifahren mit dem Bus sind uns viele aufgebaute Altäre vor den Geschäften aufgefallen, die Straßen mit Lampinons geschmückt, nach gut 1,5 Std angekommen, erstmal Kaffee trinken und die Lage abchecken, dann doch zum Tempel gefunden, wo jede Menge Menschen dabei waren, im Tempel Opfergaben darzureichen, und Berge von Opfer-„Geld“ abzuliefern. Das Boot, um das sich alles dreht, ist in einem extra Tempel aufgestellt, prachtvoll gearbeitet und wundervoll bemalt…

Typischer Opferaltar eines Ladens am Straßenrand
Typischer Opferaltar eines Ladens am Straßenrand
Opfergabe am Straßenrand - was der Hahn noch auf dem Schwein sollte - habe ich nicht herausgefunden
Opfergabe am Straßenrand - was der Hahn noch auf dem Schwein sollte - habe ich nicht herausgefunden
Eine tolle Handwerkskunst! - Es wird zwei Jahre daran gearbeitet, und natürlich gehen die Gebete auch an das Boot..
Eine tolle Handwerkskunst! - Es wird zwei Jahre daran gearbeitet, und natürlich gehen die Gebete auch an das Boot..

Die vorherrschende Stimmung vor Ort auf den Straßen und den Vorplatz des Tempels ist unbeschreiblich – eine Ausgelassenheit und Fröhlichkeit, dabei folgen alle einem klaren religiösen Konstrukt, jeder hat seine Aufgabe, jede Tanztruppe ihre Choreografie, die Thronsitze der vers. Gottheiten – alle reich geschmückt und verziert – müssen durch die ganze Stadt getragen werden, und zwar in einem bestimmten wippenden Rhythmus, eine echte Herkulesaufgabe – aber auch Ehre für die Tragenden. Dazu natürlich dröhnende Musik, manchmal live, aber meistens aus Monsterlautsprechern – Extraeinbauten in den Kofferraum vers. Fahrzeuge.

Einer der Götterstatuen, im Thron sitzend, die wir mit etwas Frechheit von nahen fotografieren konnten...
Einer der Götterstatuen, im Thron sitzend, die wir mit etwas Frechheit von nahen fotografieren konnten...
Alle Throne werden erstmal zum Tempel getragen und sozusagen "vorgestellt" mit Tanz und Musik selbstverständlich!
Alle Throne werden erstmal zum Tempel getragen und sozusagen "vorgestellt" mit Tanz und Musik selbstverständlich!
Durch dieses prächtige Tor ging es für alle auf den Platz vor dem Tempel...
Durch dieses prächtige Tor ging es für alle auf den Platz vor dem Tempel...
Der Tempelplatz mit dem Tempel im Hintergrund
Der Tempelplatz mit dem Tempel im Hintergrund

Es gibt genau festgelegte Zeremonien, die für uns Außenstehende nicht gleich zu verstehen sind, aber Wang Yeh ist eine volkstümliche Gottheit, die für die Vertreibung von Krankheit und Elend zuständig ist. Dafür werden die Schreine mit den Wang Yehs durch die Stadt getragen und später  am 8ten Tag  wird nach vers. anderen zeremoniellen Handlungen das Schiff durch die Stadt gezogen, um alle Krankheiten und allen Unbill auf sich zu nehmen, um schließlich  auf dem Strand in Rauch aufzugehen…

Schönheiten ...
Schönheiten ...
und Dämonen begleiten mit Tanz und Musik den Umzug
und Dämonen begleiten mit Tanz und Musik den Umzug

Schließlich folgen alle dem Umzug in Richtung Strand, wo alles akribisch organisiert ist, jede Gruppe hat ihren im Sand (!) markierten festen Standort. Nach viel Ankunftsspektakel geht es um einen Streit der 5 wichtigen Vertreter im Kampf gegen die Dämonen in Richtung Meer (meine Interpretation!)

Die markierten Standfelder ...
Die markierten Standfelder ...
und nachdem jeder seinen Platz gefunden hat, ging das große Warten los...
und nachdem jeder seinen Platz gefunden hat, ging das große Warten los...
Beim Versuch, sich in Position zum anschließenden Strandtempel-Zeremoniell zu bringen...
Beim Versuch, sich in Position zum anschließenden Strandtempel-Zeremoniell zu bringen...
Der Aufmarsch der verschiedenen Gruppen vor dem Strandtempel...
Der Aufmarsch der verschiedenen Gruppen vor dem Strandtempel...

Es ist nicht einfach, sich zurechtzufinden, wenn man die Sprache nicht kann, leider gab es keinen Menschen, der uns etwas an die Hand nehmen konnte, so dass wir ständig auf der Hut waren, – was passiert?- wo gehen die jetzt hin? – wo stehen die Profis? – wie kommen wir da ran? – zumindest ein paar gute Schnappschüsse sollten dabei rausspringen…

Für diese Kampf- und Streitszene der Hauptprotagonisten sind wir ...
Für diese Kampf- und Streitszene der Hauptprotagonisten sind wir ...
eben so tief ins trübe Wasser gestiegen wie die Fernsehprofis...
eben so tief ins trübe Wasser gestiegen wie die Fernsehprofis...

Der Sieger dieses – symbolischen – Wettstreits wurde mit großer Geste auf eine Fahne geschrieben, die daraufhin dem Publikum präsentiert wurde..

Präsentation der Flagge
Präsentation der Flagge
Und Abzug der Sieger!
Und Abzug der Sieger!

Allendhalben hatte sich bei allen eine gewisse Müdigkeit breit gemacht, auch wir suchten „das Weite“ in Richtung Bushaltestelle und wurden von mehreren Stellen noch mit kostenlosen Getränken und Essen bedacht, denn Teil dieses Festes ist auch die Sorge um ausreichend Verpflegung und Getränke für alle. Als wir dann in der Abenddämmerung an unserer Bushaltestelle Richtung Kaohsiung standen, wurde uns von dem anliegenden Imbiß signalisiert, das der Bus nicht fährt. Guter Rat ist teuer, es gab eine Riesenbewegung unter den Gästen, einer mit etwas Englischkenntnissen nahm das Zepter in die Hand, es wurde diskutiert, telefoniert und schließlich ein Taxi für uns herbeigerufen, was für eine Hilfsbereitschaft!

Auf Wiedersehen Kaohsiung und Willkommen Tainan! - 02.10.2024

Ich muss gestehen, unser schmuckes Designer-Hotel werde ich ein bisschen vermissen, auch wenn das Auscheck-Prozedere ganz ohne Rezeptionspersonal mehr als nervig war. Nur soviel – ohne eine taiwanesische Rufnummer geht fast nichts! Man muss sie ständig irgendwo angeben. Auch den Pass beim Auschecken parat zu haben hilft, der musste nämlich nochmal mit dem Handy gescannt werden, was bei meinem altem Ding, genauso wie den erforderlichen QR-Code scannen nicht mehr richtig funktioniert. Brauche ich auch zuhause nie!

Aber es geht ja auf zu neuen Orten und Erfahrungen! Ab nach Tainan, einer netten historisch interessanten Stadt, nördlich von Kaohsiung, an der Küste gelegen. Mit der Tram vor der Tür zum Bahnhof und mit dem, Schnellzug weiter – wäre schön gewesen… Als erstes fallen uns die verpackten Ticketscanner auf, irgendwelche für uns nicht lesbare rote Anzeigen. Da haben wir nach Recherche doch mitbekommen, dass mehr als noch heftigerer Regen als bisher im Anzug ist. Wir beschließen, zur U-Bahn zu laufen. Auch da, Zugausfälle. Die Straßen dahin – seltsam leer für einen Wochentag. Am Bahnhof- wir mussten noch unser Zugticket holen – nein – der Schnellzug fällt aus – wir wurden auf den Bummelzug umgebucht. Trotzdem alles gut, nur der Regen strömte, alles nass, alles leer, auch bei der Ankunft in Tainan. Wir beschließen, durch den Regen zu unserem Guesthouse zu laufen. Keine Läden offen – alles ruhig – ich habe mir schon Gedanken gemacht, ob wir überhaupt etwas zu essen bekommen – immerhin, etwas Bubble-Tea auf dem Weg.

Am Guesthouse angekommen empfängt uns der Housekeeper, sehr nett, zuvorkommend, gibt uns viele viele Tipps, wo hingehen und was anschauen mit Hilfe der vorh. Karten – ganz prima! – Und dann ging es ans Bezahlen. Manchmal zieht booking.com direkt den Betrag ein, meistens zahlt man vor Ort mit Kreditkarte – so weit, so gut. Aber hier wurden wir dazu aufgefordert, unsere Buchung zu stornieren und  – wohlgemerkt – den gleichen Betrag (incl. der Provision) bar zu bezahlen! Es folgte eine stundenlange Diskussion, teilweise mit Hilfe vom angerufenen Freund, der besser Englisch sprach und mit Hilfe der angerufenen Eigentümerin… Endlos – und ich wollte mit meiner Erkältung eigentlich nur ins Zimmer und entspannen… Zwischenzeitlich hatten die Eigentümerin in der Annahme unserer Zustimmung bereits bei Booking.com unsere Reservierung storniert, wir hatten also keine andere Wahl, sie sind uns mit dem Preis noch etwas entgegengekommen… und ich konnte plötzlich doch mit Kreditkarte zahlen, – ein schaler Beigeschmack bleibt, – auch wenn ich weiß, dass booking.com unverschämt hohe Provisionen nimmt.

Und dann ist da ja noch „Krathon“, der uns begleitet der von den Philippinen kommende Super-Taifun, der uns seine ersten Ausläufer spüren lässt. Wie wir erst durch Eigenrecherche erfuhren, hat die Regierung in Erwartung von schweren Sturmschäden einen landesweiten shutdown beschlossen, alle Angestellten können zuhause bleiben, alle Schulen sind geschlossen und deshalb auch die Geisterstimmung, die uns empfangen hat – Schön, wenn wir das früher erfahren hätten! Jetzt verfolgen wir natürlich akribisch den Verlauf, denn ein Großteil unserer Planung könnte sprichwörtlich ins Wasser fallen, wenn der Taifun heftig wird….

Krathun in Bewegung auf die Westküste von Taiwan

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