Der 1. Tag - ein kulinarischer Ereignistrip!
Der 1. Tag in Singapur, quasi nicht geschlafen, also um 5 Uhr morgens beschlossen, die frühe Stunde zu nutzen – Sonnenaufgang fotografieren! Nach langatmigen Aufnahmen erstmal gepflegt Kaffee trinken im Fullerton-Hotel (Das ehemalige Hauptpostamt lohnt sich für die gediegene historische Atmosphäre), dann die lokale Frühstücksspezialität Kaya Toast (Dafür wird morgens gerne angestanden) in einer Toast-Kette versucht ( muss kein 2. Mal sein), am Nachmittag durch Zufall ein kleines frz. Cafe, entdeckt mit herrlicher Lemontarte und köstlichen Croissants (muss man in Berlin schon suchen!)und am Abend als krönender Abschluss japanisch auf höchstem Niveau (aus Berliner Sicht) mit Takoyaki (kleine frittierte Bällchen aus Tintenfischmasse mit Bonitoflocken), A5 Kagoshima Wagyu, Jakobsmuschel angegrillt auf Tischgrill, Sashimi vom Otoro, Hamachi, hotate… – und das mit spektakulärer Aussicht auf die Marina Bay und Singapure Sling (ein Touri-must – muss auch nicht nochmal sein…) – zugegeben nicht ganz billig – aber den Geschmack, das Aroma, die Konsistenz – das bleibt lange, lange in Erinnerung.
Der 2. Tag - Jetleg total
Heute haben wir den halben Tag verschlafen, keine Chance, erst am späten Nachmittag aus dem Bett gekommen… Dann aber nach Little India aufgebrochen (siehe „Essen und Trinken“) und einen wunderbaren Flashback in alles was wir an Indien lieben erlebt. Und das in der angenehmen „Light“-Variante ohne Dreck und Gestank – hat was!
Die indische Diaspora (sicher resultierend aus der britischen Kolonialzeit) hat sich in diesem Viertel eine echte Heimat geschaffen, nichts, was es hier nicht gibt – vom vertrauten Obst und Gemüse, den Gewürzen und Heilmitteln über Saris und Kurtas, und sicher am wichtigsten – die Tempel und Moscheen mit den jeweiligen Gemeinden, die den Menschen Halt jenseits des Heimatlandes geben.
Fotografieren ist in den Tempeln schwierig und natürlich nicht gern gesehen- weshalb ich hier auch keine Bilder habe.
Sonntag - der 3. Tag in Singapur
Was für ein Tag! Morgens indisch frühstücken in Little India (siehe „Essen und Trinken“), dann wollten wir eigentlich in die spektakulären „Gardens by the Bay“ gehen, aber justement dann begann es zu schütten, und alles was ich an Regenschutz mitgebracht habe lag im Koffer – Klassiker!
Also umentschieden und den Weg zum Peranakan-Museum gefunden – in einen Wort – wundervoll! – wirklich ein schönes Haus, fantastisch gestaltete Ausstellung, auch nicht zu groß und überladen und eine sehr interessanter Klärungsversuch der Geschichte der Peranakan. Diese Bevölkerungsgruppe schwebt qua Herkunft mit chinesischen, malayischen und indonesischen Wurzeln zwischen den Kulturen und pflegen dies auch bis heute. Von der indonesischen Blockdruck-Batik über chinesische Stickkunst zu europäischen Einflüssen – alles drin – ein Fest für die Augen!
Zu dem gezeigten Bett -aufwendig gestaltet als Brautgabe und von der Familie dem Museum gestiftet – gibt es die Geschichte, das die Großmutter, gebürtig aus Penang – Malaysia, nach Singapur geheiratet hat, und zur Geburt eines jeden Kindes darauf bestand, heim nach Penang zu reisen, um das neue Kind wie die vorigen in diesem Bett zu gebären. Insgesamt bekam sie 11 Kinder und erst nach dem 7. Kind hat sie gem. der Enkelin diese Gewohnheit aus Kostengründen abgelegt…..
Ein Stück hinter dem Museum steht die Armenian Apostolic Church of St. Gregory the Illuminator der kleinen armenischen Diaspora, die nie mehr als 100 Menschen (1920) groß war und zur Zeit der brit. Herrschaft als erste Händler nach Singapur kamen, als Stamford Raffles 1819 den Handelshafen etabliert hat. Dabei waren sie sehr erfolgreich: Zwei Brüder haben z.B. unter anderem das Raffles Hotel gegründet. Heute gibt es nicht mehr als 12 armenische Familien in Singapur.
Spannend genug – wir wollten uns die Kirche anschauen und platzen in die Gesangsprobe für ein Fest, werden sofort zum Zuhören und natürlich auch zum Fest eingeladen, die Einladung zum Fest haben wir ausgeschlagen, aber ein paar Minuten zugehört, die Stimmen waren teilweise hochprofessionell, sehr schön anzuhören, aber für die kleine Kirche akustisch fast zu viel…..
Aber damit noch nicht genug Multikulturelles, auf der Suche nach einem Kaffee geraten wir in ein Shoppingcenter, dass – grob gesichtet – komplett in burmesischer Hand war, angefüllt mit lauter kleinen Läden für alle Bedürfnisse, von speziellen Lebensmitteln zu Flugreisen nach Myanmar. Und natürlich auch jede Menge Essensstände…. Wir haben uns etwas Süßes gegönnt, siehe „Essen und Trinken“!
Damit aber nicht genug Burma… Als wir wieder draußen waren, fanden wir alle Rasenflächen/Parkanlagen und sogar Gehwege besetzt von picknickenden Burmesen, ganze Familien und Freundeskreise breiteten sich mit Plastikbahnen und Decken auf gefühlt jeder freien zur Verfügung stehenden Fläche aus, es erinnerte mich sehr an die frühere Thaimarkt-Wiese in Berlin, die ich sehr vermisse…
Der Tag ist damit natürlich noch nicht vorbei, denn wir haben noch den historischen Teil Singapurs besichtigt, die alte Polizeistation, das alte Parlamentshaus, die Nationalgalerie und sind am Asian Civilisations Museum und Supreme Court vorbeigekommen (alles nur von außen im Schnelldurchgang) Am Wochenende startet die Formel 1 ihr Nachtrennen in Singapur, es geht quer durch die Stadt und die Absperrungen, aber auch die Scheinwerferanlagen sind kaum zu übersehen….
Zu guter Letzt nur noch ein gutes Bier und die von mir herbeigesehnte Chili-Crab, siehe „Essen und Trinken“!
Singapur - der 4. Tag - Britisch-Chinesische Begegnung
Diesmal ging es nach Katong (Joo Chiat), wieder alte Shophouses anschauen, etwas „normale“ Wohnatmosphäre schnuppern – weg vom Touristen-Run. Wunderbares Viertel, recht wohlhabend, eine Mischung von sehr hochwertig gebauten Hochhäusern und schmalen Einfamilienhäusern mit vorgelagerten Hofstellplatz fürs Auto, sehr hoher Wohnwert! Und der Staat fördert jeden Erstwohnungskauf mit einen echten Zuschuss, achtet aber bei der Vergabe – z.B. in einem der Wohnhochhäuser auf den Proporz der vorh. Ethnien und Religionen, die Auswahl ist also nicht frei..
British-Hainan in Singapur
Durch die Straßen von Joo Chiat mit den schönen Ladenhäusern schlendernd kommen wir an einem recht verkruscht aussehenden Laden vorbei, der sich auf den 2. Blick als Restaurant entpuppt, nämlich dem British-Hainan-Restaurant. Kaum haben wir auch nur angefangen, die Kuriositäten, die außen und in den Fenstern herumstanden zu begutachten, kam auch schon der Besitzer heraus und bat uns hinein. Frederic kommt gebürtig aus Hainan und hat hier als ehemaliger „Trödler“ einen Britisch-Hainan (Südchinesischen) Pub/Restaurant aufgemacht, er hatte noch nicht offen, aber wir durften in aller Ruhe alles betrachten und bekamen zu manchen Objekt eine Geschichte erzählt, so zu dem alten Raffles-Schild, noch richtig ausgearbeitet – wurde aus dem Müll geholt, als der neue Eigentümer vor ein paar Jahren alles „modernisiert“ hat, das Wort im verächtlichen Unterton – „Nicht mehr wie es war“ – Deckt sich mit unseren Eindrücken von der „Long-Bar“ im Raffles, es wird nur noch Geld gemacht.
Dann waren noch 2 Freunde von ihm da, darunter eine ältere Dame, die Gründerin und Managerin einer Chirurgie-Klinik ist, -Respekt! Und wir wurden sofort – ohne Widerrede zum Essen eingeladen – Nur eine „Kostprobe“ natürlich, Schnitzel und Pommes. Schon fast peinlich, aber er genoss, jemanden seine gesammelten Schätze zu zeigen, darunter zwei gigantische chin. Löwen mit Sockel – tonnenschwer, die wahrscheinlich um die 300-400.000 SD wert sind und jetzt mangels Höhenplatz geteilt seine Eckfassade schmücken. Oder seine CD-Jukebox – ein noch funktionierendes Monster. Viele Mao-Bilder, Prunkteller, Porzellan, alte (funktionierende!) Röhrenradios – endlos… Ein wirklich witzig und kurios und in Berlin hätte ich ihm glatt noch was abgekauft…. Nach dem obligatorischen Visitenkarten-Austausch und Whats-App-Verbindung sind wir mit Begeisterung von dannen gezogen…
Singapur - Mittwoch der 17.Sept. 2024
Shoppen auf der Orchardstr. – die Einkaufsmeile von Singapur heißt es…. Wir kamen nicht einmal auf die Straße hinaus, die MRT-Station war direkt im ION-Shopping und das Überqueren der Straße außerhalb war verboten und auch entsprechende Absperrungen vorhanden. Man musste durch einen Teil des Shoppings, um auf die andere Straßenseite zu kommen, egal in welche Richtung, auch beim Shopping schräg gegenüber, die Beschilderung – auch zum MRT – eher mittelmäßig im Gegensatz zu dem, was wir sonst gewöhnt sind. Man irrt also herum und kauft dann eventuell was – ob das so aufgeht?! Wir waren jedenfalls entnervt.
Wer allerdings exklusive Designermode shoppen will ist an kaum einen Ort auf der Welt besser aufgehoben als im ION-Shopping – vergiss Harrods, KaDeWe (sorry!) u. ähnliches, es war alles vertreten, nicht eine „Billig“-Marke zu finden… Das Shopping an sich ist allerdings wirklich ein Hingucker – lohnt sich! Und – der Foodcourt – Wahnsinnsauswahl – Hunger mitbringen! (siehe auch „Essen und Trinken“)
Viel weiter als zum Shopping schräg gegenüber kamen wir dann auch nicht, dort allerdings auch mal eine Art Warenhaus integriert mit Dingen des Alltags und etwas weniger schweißtreibende Designerläden. Im Übrigen – Alles über Größe 40 ist kaum zu bekommen….